„Es reicht!“
Marsch gegen Antisemitismus in Paris
Präsident Macron versichert den Juden Solidarität
Immerhin: Es waren knapp 20 000 Menschen, die dort gestern gegen Antisemitismus demonstrierten. Und außerdem: Die wichtigsten Leitfiguren der bürgerlichen Klasse Frankreichs hatten sich auf dem Platz der Republik versammelt.
Neben Präsident Macron waren auch zwei ehemalige Präsidenten Frankreichs dabei. Und der Premierminister gab sich in seiner Rede kämpferisch: Er rief zu einem entschlossenen Eintreten gegen Judenfeindlichkeit auf.
Wesentlich mehr Menschen in diesem Land protestieren allerdings regelmäßig genau gegen dieses politische Establishment – aggressiv, voller Hass und teilweise mit Gewalttaten. Und einige dieser Gelbwesten offensichtlich mit antisemitischen Parolen.
Das musste zuletzt der jüdische Philosoph Alain Finkielkraut am Rande einer dieser Demonstrationen erleben. Dass dieser Vorfall mehr als ein „Betriebsunfall“ war und sich mit den Gelbwesten auch eine neue judenfeindliche Bewegung formiert – Anzeichen dafür gibt es.
Frankreich macht so auf mich den Eindruck einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft, in der sich viele Juden nicht mehr sicher fühlen. Antisemitische Übergriffe sind im vergangenen Jahr um 74 Prozent gestiegen, heißt es. In den vergangenen 10 Jahren seien nach Schätzungen 45 000 Franzosen nach Israel ausgewandert.
Von Islamisten getötete jüdische Kinder, der Mord an einer 85-jährigen Holocaust-Überlebenden, die Schändung jüdischer Friedhöfe – das verunsichert nicht nur Juden.
Unsicherheit gibt es auch in Deutschland. Die Polizei registrierte hierzulande im vergangenen Jahr über 1600 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund, Tendenz steigend. Darunter 62 Gewaltdelikte, bei denen 43 Personen verletzt wurden – so die offizielle Stellungnahme der Bundesregierung.
Es reicht, das sollte man auch in Deutschland sagen. Es sagt nur keiner. Oder nicht genügend viele. Und die über 200 000 Juden in Deutschland? Nur wenige von ihnen wandern nach Israel aus. Knapp über 100 waren es im letzten Jahr. Und die übrigen? Sie leben im Zwiespalt. Sehr viele tragen sich mit dem Gedanken auszuwandern, tun es aber nicht.
Sie sehen nicht ein, warum sie gehen sollen, wenn sie es nicht wollen – aus welchen Motiven auch immer. Antisemitismus ist eine Gefahr für die gesa„Es reicht!“
Marsch gegen Antisemitismus in Paris
Präsident Macron versichert den Juden Solidarität
Immerhin: Es waren knapp 20 000 Menschen, die dort gestern gegen Antisemitismus demonstrierten. Und außerdem: Die wichtigsten Leitfiguren der bürgerlichen Klasse Frankreichs hatten sich auf dem Platz der Republik versammelt.
Neben Präsident Macron waren auch zwei ehemalige Präsidenten Frankreichs dabei. Und der Premierminister gab sich in seiner Rede kämpferisch: Er rief zu einem entschlossenen Eintreten gegen Judenfeindlichkeit auf.
Wesentlich mehr Menschen in diesem Land protestieren allerdings regelmäßig genau gegen dieses politische Establishment – aggressiv, voller Hass und teilweise mit Gewalttaten. Und einige dieser Gelbwesten offensichtlich mit antisemitischen Parolen.
Das musste zuletzt der jüdische Philosoph Alain Finkielkraut am Rande einer dieser Demonstrationen erleben. Dass dieser Vorfall mehr als ein „Betriebsunfall“ war und sich mit den Gelbwesten auch eine neue judenfeindliche Bewegung formiert – Anzeichen dafür gibt es.
Frankreich macht so auf mich den Eindruck einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft, in der sich viele Juden nicht mehr sicher fühlen. Antisemitische Übergriffe sind im vergangenen Jahr um 74 Prozent gestiegen, heißt es. In den vergangenen 10 Jahren seien nach Schätzungen 45 000 Franzosen nach Israel ausgewandert.
Von Islamisten getötete jüdische Kinder, der Mord an einer 85-jährigen Holocaust-Überlebenden, die Schändung jüdischer Friedhöfe – das verunsichert nicht nur Juden.
Unsicherheit gibt es auch in Deutschland. Die Polizei registrierte hierzulande im vergangenen Jahr über 1600 Straftaten mit antisemitischem Hintergrund, Tendenz steigend. Darunter 62 Gewaltdelikte, bei denen 43 Personen verletzt wurden – so die offizielle Stellungnahme der Bundesregierung.
Es reicht, das sollte man auch in Deutschland sagen. Es sagt nur keiner. Oder nicht genügend viele. Und die über 200 000 Juden in Deutschland? Nur wenige von ihnen wandern nach Israel aus. Knapp über 100 waren es im letzten Jahr. Und die übrigen? Sie leben im Zwiespalt. Sehr viele tragen sich mit dem Gedanken auszuwandern, tun es aber nicht.
Sie sehen nicht ein, warum sie gehen sollen, wenn sie es nicht wollen – aus welchen Motiven auch immer. Antisemitismus ist eine Gefahr für die gesamte Demokratie. Nicht nur für Juden. Dagegen müssen alle etwas tun.
Es reicht mit Demokratie. Nicht nur für Juden. Dagegen müssen alle etwas tun.
Es reicht!
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