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documenta15

3.6. Plakat-Installation

3. Kunstwerke in der Kritik

Am Wochenende des 10. Septembers tauchten im Fridericianum Plakate auf, die sich u.a. in ironischer Weise auf die BDS-Kampagne beziehen, etwa mit der Aufschrift „BDS: Being in Documenta is a Struggle“. Daneben sah man Poster, auf denen „Free Palestine from German Guilt“ stand. Dieser Slogan greift den Vorwurf auf, Deutschland würde sich aufgrund seiner NS-Vergangenheit unkritisch gegenüber angeblicher Kriegsverbrechen Israels in „Palästina“ verhalten und Palästinenser:innen müssten deshalb das entstandene Leid ertragen. Auf einem weiteren Plakat war zu lesen: „Nakba is a Part of Erinnerungskultur“. Der Satz ist im Kontext der Plakatreihe mit der Erinnerung und Aufarbeitung der deutschen NS-Vergangenheit zu sehen und erweckt den Anschein, die „Nakba“ würde mit den nationalsozialistischen Kriegsverbrechen und dem millionenfachen Mord an den europäischen Jüdinnen:Juden gleichgesetzt. Durch eine Gleichsetzung Israels mit Nazi-Deutschland wird der jüdische Staat dämonisiert sowie die Verbrechen der Shoah relativiert.


 Foto von Plakat „Free Palestine from German Guilt“

Die Jüdische Allgemeine berichtete, die Plakataktion sei „eine gemeinsame künstlerische Intervention von Mitgliedern des künstlerischen Teams und der lumbung community“. Brisant daran ist die zeitliche Nähe der ausgestellten Plakate mit der veröffentlichten Presseerklärung des Expert:innengremiums, die zu dem antisemitischen Gehalt von Ausstellungsobjekten Stellung nahm. Darin wurde u.a. die Filmreihe „Tokyo Reels Film Festival“ wegen der Glorifizierung von Terrorismus stark kritisiert und empfohlen, die weitere Ausstrahlung der Filme zu stoppen. Als Reaktion darauf wurde von ruangrupa und anderen Unterzeichnenden eine Erklärung veröffentlicht, in der dem Expert:innengremium Zensur und eine rassistische Motivation unterstellt wird. Zudem wird Israel Siedlerkolonialismus, Apartheid und ethnische Säuberung angelastet. Die Jüdische Gemeinde Kassel und das Sara Nussbaum Zentrum für Jüdisches Leben zeigten sich in einem gemeinsamen Statement entsetzt und werfen ruangrupa und dem Artistic Team der documenta darin vor, „Antisemitismus zuzulassen und nachhaltig zu befördern“


 Foto von aufgehängtem Plakat „Nakba is a Part of Erinnerungskultur“

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