documenta15
3.4. Archives des luttes des femmes en Algérie
3. Kunstwerke in der Kritik
Im Rahmen einer Bildreihe des Archives des luttes des femmes en Algérie im Fridericianum werden Jüdinnen:Juden mit stereotyper Hakennase sowie israelische Soldaten als blutrünstige Roboter und „Kindermörder“ dargestellt. Ausgestellt war eine Broschüre des Kollektivs Presence des Femmes, die 1988 in Algier als Sonderheft zu Palästina erschien. Laut der Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus (RIAS) Hessen zeigen die Bilder Auszüge aus dem Heft „Ghassan Kanafanis Kinder“. Ghassan Kanafani war Teil der terroristischen Volksfront zur Befreiung Palästinas (PFLP) und starb 1972 bei einem Anschlag im Libanon. Die Broschüren zeigen die antisemitische Darstellung eines Mannes mit Hakennase und Davidstern am Helm, der von einer Frau zwischen die Beine getreten wird. Links im Bild befindet sich die Comicfigur „Handala“, die oft als Symbol der BDS-Kampagne verwendet wird. Darüber befindet sich eine Sprechblase mit der Aussage: „West Bank Aufstand (Intifada)“. Auf der rechten Seite des Bildes sind zwei Fußpaare zu erkennen. Auf dem Inneren der beiden ist ein Davidstern abgebildet und die außenliegenden sind mit einem unleserlichen arabischen Schriftzug versehen. Laut RIAS ist anzunehmen, dass es sich dabei um eine Vergewaltigungssituation handelt.
Auf einem zweiten Bild ist ein Kreuz zu sehen, von dem aus ein Gegenstand geworfen wird. Auf dem Kreuz ist ebenfalls eine Handala-Figur abgebildet. RIAS Hessen interpretierte die Darstellung als ein Zeichen der Abkehr Jesu von Jüdinnen:Juden, die ihn (gemäß eines tradierten Feindbildes des christlichen Antijudaismus) getötet hätten. Damit sei Jesus „die Identifikation mit Juden nicht mehr möglich. [...] Das Wegschleudern des Gegenstands kann zugleich eine Metapher für das Schleudern von Steinen während der Intifada sein.“
Auf zwei weiteren Bildern sind israelische Soldaten als blutrünstige Roboter dargestellt. Einer dieser Soldaten bedroht einen ängstlich wirkenden kleinen Jungen. Im Hintergrund des Bildes ist ein Massengrab erkennbar. Ein weiterer Soldat bedroht mit einem Gewehrlauf einen jungen Mann. Hier wird laut RIAS das antisemitische Bild Israels als „Kindermörder“ reproduziert.
Die Pressesprecherin der documenta15, Henriette Sölter, äußerte hierzu, dass man die Bilder strafrechtlich und ikonographisch geprüft und keinen Antisemitismus in ihnen erkannt habe.