documenta15
3.3. Tokyo Reels Film Festival
3. Kunstwerke in der Kritik
Das Kollektiv Subversive Film stellte unter dem Titel „Tokyo Reels Film Festival“ pro-palästinensische Propagandafilme zur Schau, die laut Darstellung der Künstler:innen „die weitestgehend übersehenen und nicht dokumentierten ‚antiimperialistischen Solidaritätsbeziehungen‘ zwischen Japan und Palästina“ zeigten. Bei den Filmen handelt es sich um Propagandamaterial der linksterroristischen und antisemitischen Organisation Japanische Rote Armee, die 1972 ein Selbstmordattentat auf dem Flughafen in Tel Aviv durchführte. Dabei kamen 26 Menschen ums Leben. Viele weitere wurden verletzt – darunter 17 christliche Pilger:innen aus Puerto Rico. Die gezeigten Aufnahmen stammen aus dem Umfeld des ehemaligen Mitglieds der Terrorgruppe Masao Adachi und wurden ohne eine kritische Einordnung ausgestellt. Das Expert:innengremium, das zur Untersuchung der ausgestellten Kunstwerke auf mögliche antisemitische Bildsprache einberufen wurde, schätzt die Filme als „hoch problematisch“ ein, da die Filmdokumente mit „antisemitischen und antizionistischen Versatzstücken“ versehen seien. Zudem seien zwischen den Filmsequenzen Kommentare der Künstler:innen eingefügt, „in denen sie den Israelhass und die Glorifizierung von Terrorismus des Quellmaterials durch ihre unkritische Diskussion legitimieren“. Das Expert:innengremium kam zu dem Schluss, dass „die Filme in ihrer potentiell aufhetzenden Wirkung eine größere Gefahr [...] als das bereits entfernte Werk ‚People’s Justice‘“ darstellen und die Aufführung sofort unterbunden werden müsse.
Ungeachtet dessen fand im Rahmen der documenta15 am 21. September 2022 die Vorführung eines Teils der Filmreihe im Gloria Kino in Kassel statt. Der Regisseur Mohanad Yakubi betonte an diesem Abend, bei dem Film „Reel no. 21 aka Restoring Solidarity“ handele es sich um einen „loveletter [...] from the japanese to the palestinian people“. Man wolle Unterdrückten eine Stimme geben und sich solidarisch zeigen, hieß es weiter.
Wie genau sich diese Solidarität gestaltet, davon gewannen die etwa 200 Besucher:innen in den rund 80 Minuten zuvor einen Eindruck: Terrorverharmlosung, Propaganda, Täter-Opfer-Umkehr. Bei den während der Filmvorführung gezeigten Israelis handelte es sich ausnahmslos um Soldaten. Gemeinsame Feindbilder wie die USA und Israel wurden deutlich benannt.
Ein zentrales Element von „Restoring Solidarity“ ist die Darstellung von Kindern. In der Rolle von Kindersoldaten werden sie für die propagandistischen Inhalte des Films instrumentalisiert. Auf diese Weise soll ein Eindruck davon vermittelt werden, welches Leid Heranwachsende durch Israel bzw. die israelische Armee angeblich erfahren.
So skandalös eine solche Instrumentalisierung ist, überraschen darf sie nicht. Frühkindliche ideologische Indoktrination ist der Vermittlung von Antisemitismus und Israelhass immanent. Kinder werden in der Regel schon früh an die entsprechende Propaganda herangeführt. Es handelt sich folglich um eine Erziehung zum Hass – zum Hass auf Israel. Expert:innen zufolge gefährdet eine solche Erziehung „die innere Sicherheit der freiheitlich-demokratischen Gesellschaft in höchstem Maße“ und kann den Kindern darüber hinaus „in ihrer seelischen Entwicklung einen irreparablen Schaden“ zufügen.